Über mich
Angefangen hat meine Karriere als Strickliesel in der Grundschule, da mussten wir unter den gestrengen Augen von Fräulein Bader nämlich einen „Wawuschel“ stricken. Das war ein Geschöpf aus lauter grausligen Wollresten, die meine Mutter aus irgendeinem Karton holte. Kraus rechts, glatt rechts, Hin- und Rückreihen und – besonders knifflig! – rundgestrickte Arme. Hochwertige Wolle gab’s damals fü mich nicht. In Klasse 4 mussten wir einen Pullover stricken, damals gab’s schreckliche XXL-Acrylgarn-Knäuel. Das Ding hat niemand jemals angezogen…
Im Teenageralter wurde ich „süchtig“. Die Nadeln haben permanent geklappert, wir Mädels haben uns bei „Freymark Wollhandel“ regelmäßig mit Wolle eingedeckt. Man konnte Musterkarten mit kleinen Wollschnipseln dort bestellen, die dann reihum gingen, bis jede ihre Bestellung auf das Bestellformular gekritzelt hatte, dass dann per Post an Freymark gesendet wurde.
Von da an gab’s kein Halten mehr und nun entstanden Strickwerke, die gern und lange getragen wurden. Nach dem Abitur kaufte ich mir eine Strickmaschine, eine Brother Lochkartenmaschine mit Motor. Leider hat mir damals die Begeisterung für diese Art des Strickens gefehlt und die Maschine wurde wieder verkauft. Bald habe ich mich auf Babybekleidung konzentriert…
Im Jahr 2012 zog ein Hund bei uns ein. Ein Hund mit sehr viel Unterwolle, die ich lange Zeit nach dem ausbürsten entsorgte. Bis eines Tages Der Tierheilpraktiker meins Vertrauens erwähnte, dass man die Unterwolle verspinnen und zu meeegawarmen Socken verarbeiten könne. Also sammelte ich von nun an diese Unterwolle. Und überlegte, wie ich das mit dem Spinnen anstellen könnte. Als im Jahr 2019 der Keller immer voller wurde mit luftig verpackteer Hundewolle und ich an Brustkrebs erkrankte, war klar: Wenn nicht jetzt, wann dann? Meine Familie legte zusammen und ich konnte mir das Minstrel von Kromski bei „das Wollschaf“ kaufen. Aus fluffigem Flausch wurde Wolle, mehr Wolle, noch mehr Wolle. Nächste Frage: Was tun damit? Socken stricken war mir ein Buch mit sieben Siegeln, durch die Chemotherapie hatte ich Polyneuropathien in Füßen und Händen und ich sah ein, so wird das nüscht.
Der Gamechanger war meine erste Strickmaschine, genauer gesagt, ein Handstrickapparat der Firma Pfaff-Passap, die duo 80. Mein Mann fuhr mit mir durch halb Deutschland, um sie zu holen. Dabei war alles, was man sich wünschen kann!
Ich Naivling dachte mir: Wolle einspannen, ein paarmal Hin und Herr schieben und fertig ist der Strumpf / der Pullover, die Jacke. Was hammwer nicht gelacht… Nach zwei Wochen stand unsere junge Beziehung auf der Kippe, ich war kurz davor, die duo 80 zum Fenster rauszuwerfen. Inzwischen war ich in Social Media Gruppen, die sich dem Stricken an Maschinen widmeten und so stieß ich auf eine Dame, die nur 2 km von mir entfernt wohnte. Ich schrieb sie an und sie kam quasi sofort angefahren und meinte lapidar, das sei gar kein Problem, sie zeige mir alles und „wir stricken jetzt mal Socken“. Oha.
Leute, Leute, es war eine schwere Geburt, meine erste Socke war weder korrekt noch schön gestrickt, Fallmaschen und Luftmaschen waren zu beklagen. Aber Mutter und „Kind“ waren wohlauf und überglücklich. Von da an stand die duo nicht mehr still. Zu Weihnachten 2023 bekam jeder in meinem Umkreis erstmal selbstgestrickte Socken! Und die Geschichte ging immer weiter: Schals, Mützen, Handstulpen, Jacken, Babybekleidung und -decken entstanden…
Im Februar 2024 zog wieder eine brother KH 868 Lochkartenmaschine bei mir ein, dazu bald ein Doppelbett, was der Kreativität nun keine Grenzen mehr setzte.